Talhänge bei Göttin

Entstehung und Entwicklung

Im Laufe der letzten Eiszeit wurden in diesem Teil des Landes vom Schmelzwasser der Gletscher flache Sandebenen aufgeschüttet. Mit verstärktem Abtauen der Lübecker Gletscherzunge haben sich schließlich große Wassermassen beim Abfließen zum Elbe-Urstromtal tief in das Gelände eingeschnitten und die steilen Prallhänge (Kliffs) bei Göttin hinterlassen. Diese armen und trockenen intensiver Sonneneinstrahlung ausgesetzten Standorte sind verantwortlich für eine außergewöhnliche Tier- und Pflanzenwelt. Hinzu kommen besondere klimatische Bedingungen im südöstlichen Lauenburg. Auf Grund verhältnismäßig warmer Sommer, kalter Winter und geringerer Niederschläge als im Landesdurchschnitt, kommen in dieser Region teilweise andere Arten, als im übrigen Schleswig-Holstein vor.

Die "Lauenburgische Wärmeheide"

Hier an den Talhängen gibt es noch Reste einer Lebensgemeinschaft, die als "Lauenburgische Wärmeheide" beschrieben wurde. Im Gegensatz zu typischen "Heiden" mit der vorherrschenden Besenheide, kommen hier viele andere Pflanzenarten trockener Rasen wie Grasnelke, Bibernelle, Sandstrohblume, Heidegünsel und Berg-Haarstrang, mit ihren speziellen Tierarten vor.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden jedoch viele Flächen dieser Lebensgemeinschaft überwiegend mit Waldkiefer aufgeforstet oder in Acker umgewandelt, so dass einige besondere Arten, wie die Wiesenküchenschelle oder die Niedrige Schwarzwurzel, fast ausgestorben sind.

Viele Tier lieben offene Rasen und lichte Wälder

Für viele der charakteristischen Arten sind, neben speziellen Nahrungspflanzen, ganz unterschiedliche Biotopstrukturen notwendig. Offene KüchenschelleSandböden an den Hängen und Wegrändern nutzen Zauneidechsen und Wildbienen für ihren Nachwuchs. Auf schütteren, kaum bewachsenen Flächen im Übergang zu lichten Waldrändern brütet die Heidelerche. Lichte Eichen- und Birkenwäldchen bieten zusammen mit direkter Sonneneinstrahlung Windschutz für vom Aussterben bedrohte wärmeliebende Arten wie das Rotbraune Wiesenvögelein. Dieser Schmetterling hat hier bei Göttin seine landesweit größte Population.

Neben den Wildformen von Apfel- und Birnbaum wachsen vor allem im Südteil des Schutzgebietes mehrstämmige alte Buchen mit breiten Kronen. Sie sind Zeiger für lichte, von Wild- oder Haustieren beweidete Wälder mit Heide und Trockenrasen im Unterwuchs und bieten Nahrung und Schutz für Insekten und Vögel.

Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen

Durch die lange, schmale Form entlang des Hanges ist das Schutzgebiet vielen Randeinflüssen ausgesetzt. Die Erhaltung einiger Lebensräume ist deshalb nur mit gezielten Pflegemaßnahmen möglich. Zur Förderung des Mosaiks aus lichten Eichen-Wäldern und "Heideflächen" werden regelmäßig Gehölze entnommen und Flächen außerhalb der Vegetationsperiode mit einer Wanderschafherde beweidet. So bilden sich keine dichten Streuschichten, durch die konkurrenzschwache Arten nicht hindurchwachsen könnten. Auch offene Bodenstellen als Keimbett werden durch Vertritt neu geschaffen.

Natura 2000

Die biologische Vielfalt in Europa soll durch ein nach einheitlichen Kriterien festgelegtes Schutzgebietssystem dauerhaft bewahrt werden. Dieses Netzwerk basiert auf der von der Europäischen Union beschlossenen "Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie" und der "Vogelschutzrichtlinie". Auch das Naturschutzgebiet "Talhänge bei Göttin" ist Bestandteil des Europäischen ökologischen Netzes "Natura 2000".

aus: Faltblatt - einzigartig - Talhänge bei Göttin, Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein